Mouvement Écologique
déi Jonk am Mouvement Écologique

Kantinne vun der Zukunft!? Ein gelungener Abend mit spannenden Diskussionen und konkreten Ideen.

Unter dem Titel “biologësch, lokal a saisonal Produiten a manner Fleesch an eise Lycéeën” hat move. am 30. Januar auf einen Austausch in den “Gudde Wëllen” eingeladen. Gut 30 SchülerInnen und StudentInnen, aber auch LehrerInnen, Eltern und UmweltschützerInnen sind zusammengekommen, um gemeinsam mit Pol Faber vom Naturschutzsyndikat Sicona; Claude Christnach, Direktor des Lycée Josy Barthel in Mamer, und Blanche Weber, Präsidentin des Mouvement Ecologique, während zwei Stunden intensiv darüber zu diskutieren, wie wir das Essen in unseren Kantinen nachhaltiger gestalten können.

Im Vorfeld der Diskussionsrunde hat sich die Jugendgruppe von move. bereits mit dem Thema näher auseinandergesetzt und zentrale Fragen formuliert, welche während der Diskussionsrunde näher beleuchtet werden sollten.

  • Warum gibt es nicht mehr biologische, regionale und saisonale Produkte in unseren Kantinen?
  • Wie sieht die Nahrungsmittelproduktion in Luxemburg aus, was gibt es aktuell an lokalen und biologischen Produkten?
  • Warum gibt es in den Kantinen jeden Tag Fleisch und gleichzeitig noch nicht einmal eine Option für Veganer?
  • Wie können die Sekundärschulen mit lokalen Produzenten zusammenarbeiten und welche Fallstricke behindern eine solche Zusammenarbeit?

Ein Vorbild für nachhaltige Kantinen: Natur genéissen

Einen guten Rahmen um diese Fragen zu beleuchten, gab Pol Faber am Anfang der Diskussion mit einer Vorstellung des Sicona-Projektes “Natur genéissen”.

“Natur genéissen” legt den Fokus auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung in den Kindertagesstätten (Maison relais) ihrer Partnergemeinden und sucht gezielt nach Kooperationen mit lokalen Produzenten. Dies mit dem Ziel, möglichst viele regionale, saisonale Produkte und Biolebensmittel auf die Teller der Kinder zu bringen. Wobei Sicona als Naturschutzsyndikat natürlich ein besonderes Augenmerk auch auf Biodiversitätsaspekte legt.

Dieses in Luxemburg in der Form einzigartige Projekt schafft eine direkte Verbindung zwischen den Verantwortlichen in den Kindertagesstätten und den Produzenten. Somit wird ein Absatzmarkt für lokale Produzenten geschaffen, welche gewillt sind natur- und umweltfreundliche Nahrungsmittel zu produzieren.

Zentraler Bestandteil des Projektes ist das Lastenheft („cahier des charges“). Dieses legt fest nach welchen Kriterien die Landwirte produzieren und die Kindertagesstätten ihre Produkte einkaufen sollen. Weiterhin wird großer Wert auf die Aus- und Weiterbildung des Küchenpersonals gelegt. Genauere Informationen hierzu finden sich auf der Sicona-Website www.sicona.lu.

Die aktuelle Realität in den Schulen

Weiter ging es dann mit dem Direktor Claude Christnach,welcher gleich zu Beginn darlegte, dass aus seiner Sicht die einzelne Sekundarschule wenig Handhabe hat, um gezielt etwas in den Kantinen zu verändern, da fast alle Kantinen Teil von Restopolis sind. Unter der Verantwortung des Bildungsministeriums werden die Menüs zusammengesetzt. Handlungsspielraum für den Einkauf oder eine von der einzelnen Schule in die Wege geleitete Kooperation mit lokalen Produzenten ist entsprechend schwierig.

Diese zentrale Organisation hat für Claude Christnach aber auch seine Vorteile, da erstens die Organisation des Küchenpersonals nicht von der Schulleitung gestemmt werden muss – welche sich also auf seine edukativen Aufgaben konzentrieren kann – und zweitens das Essen an den luxemburgischen Sekundarschulen von tadelloser Qualität sei und stets frisch zubereitet werde.

Am Beispiel vom Lycée Ermesinde, das nicht unter das Regime von Restopolis fällt und unter einem eigenen Gesetz läuft, beschreibt die Schülerin Olga Roster, wie eine Zusammenarbeit zwischen Direktion, Küchenpersonal, SchülerInnen, Experten und lokalen Produzenten den Weg für nachhaltige Produkte in der Kantine ebnen kann. So wird im Schulkomitee z.B. auch darüber gesprochen, wie weniger Fleisch in der Kantine angeboten werden kann, ohne dass die Kunden ausbleiben.

Die DiskussionsteilnehmerInnen kamen zur Schlussfolgerung, dass es wichtig ist, die Ernährung in die Schulausbildung zu integrieren. Alle SchülerInnen sollen lernen, welche Folgen unsere aktuelle Nahrungsmittelproduktion für den Klimawandel und den dramatischen Verlust unserer Biodiversität nach sich zieht. Gleichzeitig wurde in der Debatte ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Gesundheit ein wichtiges Thema ist. Vor allem die Folgen des hohen Fleichkonsums sowie des hohen Pestizideinsatzes müssen in den Schulen thematisiert werden. Wichtig ist es ebenso, dass dies nicht erst in den oberen Klassen erfolgt, sondern bereits kleine Kinder lernen, wo ihr Essen herkommt.

Dabei kamen immer wieder folgende Fragen auf:

Wer ist verantwortlich um Veränderungen in die Wege zu leiten? Müssen SchülerInnen mobilisieren und ihre MitschülerInnen motivieren? Sollten die Direktionen eine eigenständige nachhaltige Restauration anstreben? Oder sollte Restopolis reformiert werden? Muss das Ministerium klare Richtlinien in Bezug auf biologische und nachhaltige Produkte geben?

Der Staat muss seiner Verantwortung gerecht werden!

In diesem Zusammenhang wurde von Blanche Weberdarauf hingewiesen, dass es nicht das Ziel sein könnte, dass SchülerInnen sich untereinander „belehren“ würden, was wer essen sollte. Oder dass die Direktionen darauf verweisen, was SchülerInnen erwarten würden.

Sicherlich sollten SchülerInnen aus Klima- und Gesundheitsgründen weniger Fleisch und Produkte ohne Pestizide essen und einfordern. Es sei aber nicht ihre Pflicht, im Detail aufzuzeigen, wie eine nachhaltigere Schulverpflegung aussehen könnte.

Es ist und bleibt Aufgabe des Staats, die aus ökologischer Sicht und vermehrt von den SchülerInnen geforderten Veränderungen in die Wege zu leiten und eine nachhaltige und gesunde Schulverpflegung sicher zu stellen.

Den Weg zu einer solchen Umstellung sieht Blanche Weber im Aufbrechen von aktuellen Strukturen. So ist z.B. die Vorgehensweise von Restopolis, täglich im ganzen Land identische Menüs in allen Kantinen anzubieten, für den Mouvement Ecologique nicht zeitgemäß, da kleine, lokale und nachhaltige Produzenten durch die Ausschreibung ausgeschlossen werden. Somit wird eine nachhaltige Versorgung unmöglich gemacht. Restopolis würde jedoch „nur“ im Auftrag des Bildungsministeriums arbeiten, entsprechend wäre das Ministerium gefordert, hier klare Weichen zu setzen.

Zudem sei die Politik gefordert, das im Koalitionsabkommen festgelegte Ziel von 20% biologischer Landwirtschaft bis 2025 auch im Lastenheft von Restopolis zu verankern, und sogar darüber hinaus zu gehen. Des Weiteren sollte, die regionale Produktion nach festgelegten Qualitätskriterien vorangetrieben werden. Ziel müsse es sein, die Produktion der Lebensmittel vor allem stärker nach biologischen und regionalen Qualitätskriterien zu orientieren und zusätzlich das Angebot weniger „fleischlastig“ zu gestalten. Dies würde zudem die Produktion biologischer regionaler Lebensmittel fördern und den Produzenten eine sichere Abnahme ihrer ökologisch produzierten Produkte garantieren.

Da sich über Essen bekanntlich gut debattieren lässt, war unsere Diskussiounsrunde über das Essen in den Kantinen der luxemburgischen Sekundärschulen ein höchst spannender Abend und ein voller Erfolg. Ausklingen ließen wir den Abend in entspannter Stimmung bei einem Buffet aus selbstgekochten und gebackenen Köstlichkeiten.

Fazit:

Generell konnte als allerwichtigste Botschaft des Abends festgehalten werden, dass es politischen Druck brauchen wird, um die Ziele einer nachhaltigeren und gesünderen Verpflegung in den Kantinen zu erreichen.

Druck muss vor allem auf das Bildungsministerium gemacht werden, welches die Richtlinen von Restopolis festlegt. Auch das Landwirtschaftsministerium, verantwortlich für die öffentlichen Ausschreibungen, sowie Umwelt- und Gesundheitsministerium sind Akteure, welche im Sinne einer umfassenden Lösung relevant sind.

Auf den nächsten Versammlungen wird sich move. jedenfalls weiter mit der Thematik befassen und auch konkrete Schritte planen. Hierbei ist jede Meinung, Hilfe und Beteiligung willkommen, damit eine Verbesserung zeitnah erreicht werden kann.


Date de publication : 04.02.2020

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