Mouvement Écologique
déi Jonk am Mouvement Écologique

Spoileralarm mit Jan Hegenberg: Weltuntergang fällt aus

Die Klimakrise, ihre Auswirkungen und die damit zusammenhängenden politischen Entscheidungen sind in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem polarisierenden Thema geworden – die Fronten haben sich verhärtet. Junge Klimaaktivist:innen sehen sich mit Zukunftsängsten konfrontiert und fühlen sich gezwungen, sich auf Fluglandeplätzen festzukleben. Währenddessen häufen sich in online Foren die Hassnachrichten gegenüber Klimaschutzbefürworter:innen.

Genau dieses Spannungsfeld hat sich Jan Hegenberg zu eigen gemacht und dem Ganzen eine erfrischende positive Bestandsaufnahme und Zukunftsvision entgegengesetzt. In seinem Spiegel-Bestseller „Weltuntergang fällt aus“ erstellt Hegenberg die Anleitung für eine „wissenschaftlich fundierte, vegane Klimaschutz-Verkehrswende“. Dessen Erfolg basiert nicht nur auf der gründlich recherchierten und verständlich dargelegten Faktenlage, sondern auch auf dem hoffnungsvollen Unterton, mit dem Hegenberg Fakten und Fehlinformationen, Chancen und Herausforderungen der Klimakrise und insbesondere der Energiewende analysiert.

Am Donnerstag war der Blogger und Autor, auch bekannt unter seinem Alias „der Graslutscher“, beim Mouvement Ecologique und bei move., der Jugendsektion des Méco, zu Besuch.

How to Energiewende

Vor einem gut gefüllten Raum in den Rotondes hat Jan Hegenberg am frühen Abend seinen Vortrag mit einem Blick auf die Hauptquellen der globalen Treibhausgasemissionen gestartet. Knapp dreiviertel der Emissionen sind im direkten Zusammenhang mit unserem Energieverbrauch, die restlichen Emissionen fallen hauptsächlich auf rohstoffbedingten Prozessemissionen (beispielsweise in der Zementproduktion) und (Viehhaltung in der) Landwirtschaft zurück.  Grund genug also, um sich ersteren Bereich etwas genauer anzuschauen. Dafür hat der Autor abwechselnd kurze Ausschnitte aus seinem 2022 veröffentlichten Buch vorgetragen und diese durch Exkurse über die Faktenlage in Europa, Deutschland und Luxemburg ergänzt.

Ein besonderes Merkmal des Vortrages war der ständige Versuch von Hegenberg, unsere Denkmuster aufzubrechen: warum darf eine Energietechnologie eine andere nur ersetzen, wenn sie perfekt ist? Ja, den für die Batterieproduktion benötigten Abbau von Metallen wie Eisenerz, Kupfer oder Lithium kann und sollte man nicht ausblenden. Deren Menge steht aktuell jedoch in keinem Verhältnis mit der Menge an fossilen Energien, die abgebaut werden (siehe Abbildung). Hinzu kommt, dass wir automatisch Energie sparen, wenn wir den Umstieg von Verbrennungsautos und Gasheizungen hin zu Elektroautos und Wärmepumpen schaffen, da Strom viel effizienter ist als Diesel oder Benzin.

Warum Luxemburg die Energiewende vorantreiben soll, wenn doch eigentlich China, Indien und sehr viele andere Länder deutlich mehr emittieren? Hegenberg zieht folgenden Vergleich heran: In einer Wohngemeinschaft existieren gemeinschaftliche Aufenthaltsräume, die von verschiedenen Mitbewohner:innen regelmäßig gereinigt werden müssen. Wäre es gerecht, wenn einige sich verweigern würden, diese zu säubern, mit der Begründung, dass sie nur einen kleinen Beitrag zur Verschmutzung des Bereichs leisten und dieser doch eigentlich keinen Unterschied mache?

Dabei sind wir dem Autor zufolge eigentlich schon auf einem guten Weg. Die Hälfte aller weltweit neu installierten Leistung im Stromsektor galt 2021 der Solarenergie und ein Viertel der Windenergie. Wie Deutschland das Klima ganz allein retten soll? Antwort: Muss es gar nicht!

Ein Tag im Jahr 2040

Abgerundet wurde die Lesung durch einen Blick in die Zukunft: wie könnte unsere Welt 2040 aussehen? „Was wäre, wenn (…) Politik, Bevölkerung und Wirtschaft sich ein Herz fassen und den Umstieg weg von fossilen Brennstoffen mutig gestalten, anstatt vor lauter Wachstumsschmerzen gar nichts zu machen? (…) Die Wohnung ist angenehm temperiert und eure Kaffeemaschine arbeitet brav vor sich hin, ohne dass dabei ein Gramm CO2 entsteht. Dafür passiert natürlich eine Menge im Hintergrund. Um euren Wohnort herum wurden in den letzten 20 Jahren moderne Windkraftanlagen errichtet, die zusammen mit den anderen Anlagen im Land viermal so viel Strom erzeugen wie noch 2023. Durch die nochmals gestiegene Effizienz der Technik, ist seit letzter Nacht deswegen mehr Windstrom im deutschen Netz, als insgesamt überhaupt benötigt wird.“ (…)

Dass das Interesse des Publikums geweckt war, haben die vielen Fragen im Anschluss an die Lesung gezeigt. Moderiert und kommentiert durch Blanche Weber, ist Hegenberg in die unterschiedlichsten Themenblöcke eingestiegen. Wie können wir die Klimakrise generationenübergreifend angehen? Wie stellen wir sicher, dass wir nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Nachhaltigkeit schaffen? Welche Rolle muss die Politik in der Energiewende einnehmen, wieviel Verantwortung fällt auf das Individuum zurück?

Erfrischend, interessant und spannend – das Feedback zu dem etwas anderen Blick in die Zukunft, den Jan Hegenberg dem Publikum geboten hat, war überaus positiv. Zwar haben nicht alle Sichtweisen des Autors zu 100 Prozent mit jenen des Mouvement Ecologique übereingestimmt, insbesondere was die Rolle der Politik in der ökologischen Wende angeht. Und trotzdem hat Jan Hegenberg perfekt zur Zielsetzung der üblichen Méco-Konferenzen beigetragen, nämlich jener, die politischen Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte zu leisten.

Im Anschluss an die Konferenz bot sich dem Publikum noch die Möglichkeit, ihr eigenes Exemplar von „Weltuntergang fällt aus“ vom Autor signieren zu lassen. Wer das Buch nicht bereits im Vorfeld gekauft hatte, konnte dies am Abend selbst am Büchertisch nachholen, der freundlicherweise von der Librairie Ernster zur Verfügung gestellt wurde. Bei einem „Patt“ haben die Teilnehmenden der Konferenz den Abend in den Rotondes gemütlich ausklingen lassen.

Eine Aufnahme in Ton und Bild des gesamten Vortrags finden Sie hier.

Eine graphische Darstellung der Konferenz in Form einer Mindmap wurde uns freundlicherweise von Ingo Schandeler zur Verfügung gestellt:


Date de publication : 16.11.2023

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